Gedanken zum Jahresende

Die Tage werden kürzer und kürzer. Dafür sind die Geschäfte in den Innenstädten immer länger voll mit Menschen, die die letzten Wochen im Jahr nutzen, um für ihre Liebsten Geschenke einzukaufen, und dann, am Heiligabend, endlich zur Ruhe kommen – hoffentlich.
Es ist eine Kunst, diese Gegensätze von Rummel und Ruhe zu vereinen. Jedes Jahr wird das wiederholt und nicht selten endet es schwierig. Warum tun wir uns das an?

Wo sind die essentiellen Qualitäten, wie Frieden, Mitgefühl, Vertrauen, Freude, Offenheit, Loslassen, Entspannung, Akzeptanz und – Liebe, einfache, bedingungslose Liebe – die uns näher an unsere Quelle kommen lassen? Das sind Geschenke, die nichts kosten, außer jetzt innezuhalten und präsent zu sein.
Dahin zu kommen fällt schwer, sehr schwer. Gerade, weil es die meisten nicht machen.

Unser moderner Geist kennt keine Ruhe, turnt jede Sekunde irgendwo anders hin und fühlt sich dabei, tief unterschwellig, gar wertlos. Also besser Geschenke kaufen – mit viel (Geld = Geltungs-)Wert.
Das kompensiert wunderbar und wir fühlen uns ein paar Tage so richtig gut. Dann lässt die Zufriedenheit schnell nach. Nur gut, dass Silvester am nahen Horizont auftaucht. Da kann man wieder in die große Ablenkung einsteigen, inklusive Katerstimmung nachher. Der narkotisierende Start am Neujahrstag lässt den Geist ruhen. Doch für wie lange?

Es ist nicht einfach, doch längst überfällig:
Endlich aussteigen aus dem Lemminge-Trott. Das wünsche ich Ihnen und mir.
Ulrich Martitz